Aktuelles

 
Ehrliche Worte
 
Vor zwei Monaten stürzte bei uns in Pödelwitz eine große Scheune im Eigentum des Braunkohlekonzerns MIBRAG ein. 80% der Häuser hier sind Eigentum der MIBRAG. Diese Häuser und Höfe verfallen seit ihre ehemaligen Bewohner*innen im Rahmen der geplanten Abbagerung umgesiedelt wurden. Seit Anfang         letzten Jahres wurden diese Pläne fallengelassen – doch die langsame Zerstörung geht weiter, vor unseren Augen und denen der anderen verbliebenen Dorfbewohner*innen.
 
Der Verein Pödelwitz hat Zukunft eV. war diese Woche erneut bei der MIBRAG zum Gespräch, um ein         konkretes Angebot zu machen: Wir wollen als Beginn des Prozesses für eine sozial und ökologisch gerechte Wiederbelebung des gesamten Dorfes einen Straßenzug mithilfe der Trias Stiftung kaufen und in gemeinschaftlichen Besitz überführen. In diesem Straßenzug wollen wir gemeinwohlorientierte Projekte etablieren, u.a. eine Solidarische Landwirtschaft, offene und commonsbasierte Werkstätten, ein Lehmkompetenzzentrum, gemeinschaftliches Wohnen. Das Angebot wurde und wird gestützt von über 50 Unterstützer*innen, darunter diverse regionale und überregionale Vereine, Umweltverbände, Initiativen, Politiker*innen uvm.
Die Aussagen des Geschäftsführers bestätigten leider tatsächlich auf klischee-hafteste Art und Weise         unsere Erwartungen. Es sei ihnen egal, was mit den Gebäuden passiere. Ein Betreutes Wohnen für Menschen mit hohem Unterstützungbedarf möge uns als Verein wichtig sein, den meisten Leuten sei es aber nicht wichtig. Für sie zähle nur die Verwertbarkeit. Die Zeit spielt ihnen dabei in die Hände, denn die  Grundstückspreise im Leipziger Umland steigen rapide.
 
Was bieten sie uns an?
Uns wurde angeboten, an einem undefinierten Beteiligungsprozess eines Planungsbüros unter         Federführung der Strukturentwicklungsgesellschaft mbH teilzunehmen. Hier wurde kein Anfang und auch kein Ende definiert oder wie der Prozess genauer aussähe. Alles hat den Anschein einer Scheinbeteiligung. Diese geht aus dem langjährigen Kampf um Pödelwitz hervor – denn aus Spaß an der Sache würde die  Strukturwandelgesellschaft und Mibrag und Co. mit Sicherheit keinen solchen Prozess initiieren. Doch, egal was dort an Ideen und Konzepten entsteht: Am Ende entscheidet die Geschäftsführung der MIBRAG darüber ob die Konzepte, die im Beteiligungsprozess erarbeitet wurden, umgesetzt werden oder nicht. Und auch, welche Teile und Ideen umgesetzt werden und welche nicht. Entschieden wird nur nach der zu Beginn genannten Devise: „Wie verwertbar ist es“?
 
Das Spiel spielen wir nicht! 
So leicht werden sie Pödelwitz nicht zerstören, nicht seine alten Fachwerkhöfe, nicht seine Menschen und nicht seine symbolische Kraft. Pödelwitz hat viele Freund*innen und es werden noch mehr werden, denn Pödelwitz ist ein Ort, an dem das gefräßige „Weiter so“ schon einmal gestoppt wurde und dessen scheinbar leere Häuser die Vision einer gerechteren Welt längst bezogen hat.
Hier setzen wir uns dafür ein, dass Menschen ihre Lebensorte gestalten können und in den Bereichen,in         denen sie betroffen sind, selbst entscheiden können – Wir fordern echte Beteiligung – wir beteiligen uns in echt
Wir stehen dafür, dass Modelle für das Zusammenleben erdacht und ausprobiert werden, die die nächsten 7 Generationen in ihren Planungen mitdenken. Wir fühlen Solidarität gegenüber Menschen im globalen Süden und Trauer und Wut über das, was sie schon längst als Folge von Klimawandel und Ausbeutung erleben         müssen. Wir fühlen Trauer und Wut, bei dem, was der Erde – unser aller Lebesgrundlage – angetan wird. Wir fühlen Wut und Trauer auch darüber, was dem Menschen angetan wird, welche Schönheit und Potenziale unterdrückt werden.
Wir können kooperativ sein, füreinander und miteinander beitragen für das Wohl aller Menschen und Lebewesen.
Auf Basis dieser Dringlichkeit sowie auch dieser wunderbaren Vision handeln wir – und: 
Wir machen weiter. Wir brauchen euch. Wir brauchen uns.
 
Und wir hören voneinander, was noch kommt. 
AAA Pödelwitz
aaapoedi.noblogs.org